Blockchain für’s Marketing?
Eine Blockchain ersetzt Vertrauen. Nutzer von Krypto-Währungen kennen diese Dokumentationskette. Sie erfasst alle Online-Transaktionen anonymisiert, wird von unzähligen Usern bestätigt und ständig ergänzt. Als Journal oder Chronik bezeugen so alle Beteiligten, dass die Transaktionen stattgefunden haben, also beispielsweise Person A an Person B einen Betrag überwiesen hat. Bei traditionellem Fiat-Geld (fidere, lat.: vertrauen) wie Euro oder Dollar wird auf eine Zentralbank vertraut, dass ein Papierschein mit realen Werten abgesichert ist. Beim Prinzip Blockchain bezeugen zahlreiche Menschen in einer Datei, dass ein Wert existiert und beispielsweise Person B gerade über ihn verfügt.
Blockchain zur Marktforschung: sichere Daten anonymisiert
Für die Marktforschung könnte der Einsatz von Blockchains hilfreich sein: Interessen und Aktivitäten, die derzeit über Panellisten in sozialen Netzwerken ausgewertet werden, könnten wesentlich umfangreicher erfasst und aktualisiert werden und blieben gleichzeitig anonym. Das Unternehmen Idento.one hat eine Blockchain entwickelt, mit der jeder selbst kontrollieren kann, wer welche Daten bekommen soll. Sind Daten allerdings erstmal von einer Blockchain erfasst, lassen sie sich nicht wieder löschen. Dies widerspricht dem gerade in der EU-Datenschutz-Grundverordnung/DGSVO begründetem „Recht auf vergessen werden“.
Blockchain könnte viele Vermittler ersetzen
Sollte die Blockchain als Kontrollinstanz und Gütesiegel künftig das Vertrauen in Personen und Institutionen ersetzen, könnten eine Reihe von Vermittlungsplattformen in Zukunft an Bedeutung verlieren: Banken, Makler, Agenturen, Taxi und Autovermittler, Reisebüros, aber auch Anwälte oder Versicherungsvertreter würden immer seltener benötigt, wenn Käufer und Verkäufer über eine Blockchain abgesichert sind.
Blockchain-Entwicklung auch ohne Bezahlung?
Ein Problem ist bisher noch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Blockchains. Bei Kryptowährungen ist sie dadurch gesichert, dass die Teilnehmer für Ihre Dokumentation mit dem Mining neuer Coins belohnt werden. Würden User auch Online-Transaktionen ohne Bezahlung dokumentieren? Derzeit besitzen etwa 16 Millionen Menschen eine Wallet, ein digitales Portemonnaie, dass mit Blockchains verknüpft ist, die Mehrzahl von ihnen in China. Um weitere Online-Aktivitäten in Blockchains kontinuierlich zu dokumentieren, müsste diese Zahl erheblich steigen. Ob die bestehende hohe Bereitschaft, Produkte und Dienstleistungen, Personen und Unternehmen zu bewerten, über alles und jedes zu Twittern oder Likes zu vergeben, ein Indikator für künftige Blockchains ohne Belohnung ist, bleibt offen. Sicher ist, dass wir uns schon heute an vielen Bewertungen im Netz orientieren, die weit weniger vertrauenswürdig sind, als eine Blockchain.