Zentrale Aufgabe des Therapeuticums Raphaelhaus ist seit vielen Jahren die Betreuung von Menschen mit schwerer mehrfacher Behinderung. Zum Therapeuticum gehören drei Fachbereiche, die in fünf Gebäuden in naher Lage zum Stuttgarter Stadtzentrum untergebracht sind. Das Raphaelhaus beherbergt die Schule und den Sonderschulkindergarten. Im Werkhaus Paul- von-der-Heide und im Jacob-Böhme-Haus haben die Werkstätten unseres Förder-und Betreuungsbereiches ihren Standort. Das Tobiashaus und das Lukashaus sind unsere Wohnheime. Grundlage unserer Arbeit ist die anthroposophische Heilpädagogik und Sozialtherapie.
UNSERE ARBEITSGRUNDLAGEN
Im Jahre 1924 wurde Rudolf Steiner (1861-1925) von jungen, engagierten Mitarbeitern eines Behindertenheimes gebeten, auf der Grundlage der anthroposophischen Menschenkunde Anregungen zu geben für die Erziehung von Kindern mit "geistiger" Behinderung. Damals galten Kinder mit "geistiger" Behinderung im Hinblick auf ihre Entwicklungsmöglichkeiten als so eingeschränkt, dass weder von einer Erziehungsmöglichkeit noch von einem Schulbesuch ausgegangen wurde.
1924 hielt Rudolf Steiner einen umfangreichen Kurs über Heilpädagogik. Wie jeden gesunden Menschen betrachtete er auch das "behinderte" Kind als ein sich in körperlicher, seelischer und geistiger Hinsicht weiterentwickelndes Wesen.
Die zentrale Aussage seiner Ausführungen war, dass den auffälligen Störungen oder Verzögerungen in der seelischen und körperlichen Entwicklung eines "behinderten" Menschen ein gesunder geistiger Kern zugrunde liegt.
Dieser gesunde Kern, die Individualität des Kindes, erfährt durch die Behinderung Einschränkungen in ihrer Möglichkeit sich zu äußern und zu entfalten. Vergleichbar ist die Situation dieser Kinder mit einem Pianisten, der seine musikalischen Fähigkeiten auf einem verstimmten Klavier nicht zum Ausdruck bringen kann.
Die anthroposophische Heilpädagogik sieht ihre Aufgabe darin, dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich seiner Persönlichkeit entsprechend zu entfalten und zu entwickeln. In Unterricht und Therapie wird darauf hingearbeitet, die körperliche und seelische Entwicklung so zu fördern, dass die individuellen Kräfte gestärkt werden können. Wie jeder gesunde Mensch seine Lebensaufgabe finden und gestalten möchte, so soll auch dem Menschen mit Behinderung die Möglichkeit gegeben werden, seine Lebensaufgabe so auszuführen, wie seine Individualität sie sucht und verlangt.
SCHULE IM RAPHAELHAUS
Die Schule im Raphaelhaus ist eine Schule für ca. 35 schwerst-mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche. Sie ist einzügig und umfasst Kindergarten, Schule und Orientierungsstufe als Vorbereitung für unseren Förder- und Betreuungsbereich.
Wir bieten eine Ganztagesbetreuung an und arbeiten in der Regel von Montag bis Freitag zwischen 8 Uhr und 17 Uhr. Der Tag gliedert sich in Unterricht, Therapien und Aktivitäten der einzelnen Gruppen wie Projektarbeit, Spiele und Ausflüge und künstlerisch-handwerkliche Tätigkeiten. Auch das Einüben lebenspraktischer Fertigkeiten wird im Unterricht vorgenommen.
Im Schulbereich liegt der Lehrplan der Freien Waldorfschule der Unterrichtgestaltung zugrunde. Dieser orientiert sich an der altersgemäßen Entwicklung der Kinder. Hierbei gestalten wir den Unterricht so, dass wir den Schülern den wesentlichen Kern nahe bringen.
Wichtige Grundlage hierbei ist die künstlerische Gestaltung des Unterrichts. Die besondere Bildhaftigkeit im Vermitteln des Unterrichtsstoffes ermöglicht es den Kindern, die Unterrichtsinhalte ihren Fähigkeiten entsprechend aufzunehmen. Auch das Theaterspielen ist wichtiger Bestandteil unseres Unterrichts. Im Verlauf des Jahres werden die christlichen Jahresfeste aber auch Feste wie Erntedank und Fasching zusammen gefeiert.
Nach dem Abschluss der 12. Klasse wechseln die Jugendlichen in die vierjährige Orientierungsstufe. Hier steht im Mittelpunkt das Kennenlernen verschiedener Werkstoffe wie Holz, Metall, Wachs, Ton, Stein, Textil usw. sowie das Erleben der Arbeitsprozesse im Hinblick auf die spätere Arbeit in unserem Förder- und Betreuungsbereich. Bei Bedarf werden die Schüler und Kindergartenkinder morgens von unserem Fahrdienst zu Hause abgeholt und am Ende des Schultages wieder zurück gebracht.
FÖRDERVEREIN
Wir sind Eltern schwerst-mehrfachbehinderter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener. Unsere Töchter und Söhne werden im Therapeuticum Raphaelhaus liebevoll betreut und gefördert. Sie besuchen dort den Kindergarten, die Schule, die Orientierungsstufe und den Förder- und Betreuungsbereich. Viele von ihnen haben im Wohnheim Tobiashaus ein zweites Zuhause gefunden.
Unsere Kinder sind anders.
Sie brauchen eine besondere Unterstützung. Deshalb haben wir 1993 den Förderkreis Raphael- und Tobiashaus e.V. gegründet. Unsere Vision ist ein lebenswertes und menschenwürdiges Leben schwerst-mehrfach-behinderter Menschen.
Unsere Kinder brauchen Ihre Unterstützung.
Werden Sie Mitglied im Förderkreis Raphael- und Tobiashaus e.V., helfen Sie uns mit einer Spende oder übernehmen Sie eine Patenschaft!
Das Therapeuticum Raphaelhaus betreut seit 30 Jahren ausschließlich schwerst-mehrfachbehinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die meisten von ihnen sind in ihren Fähigkeiten so stark eingeschränkt, dass sie rund um die Uhr intensiv unterstützt werden müssen.
Viele Erleichterungen, die den Alltag lebenswert und menschenwürdig gestalten, werden von den Kostenträgern nicht oder nur teilweise übernommen.
Wir helfen spontan und unkompliziert.
Wir finanzieren Therapien und therapeutische Hilfsmittel, zum Beispiel therapeutische Spezialstühle, damit die Betreuten nicht den ganzen Tag im Rollstuhl verbringen müssen. Wir fi nanzieren Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, wie einen Medizinschrank oder einen Brotbackofen. Wir führen Veranstaltungen durch, unter anderem den jährlichen Elternbasar oder Benefi zkonzerte. Wir bezuschussen Ausfl üge und Freizeitaktivitäten. Dank unserer Spenden bekommen die Heimbewohner auch am Wochenende frisch zubereitete Mahlzeiten.
Für weitere ausführliche Informationen besuchen Sie uns bitte auf unserer Homepage. Natürlich stehen wir Ihnen auch gerne persönlich zur Verfügung.
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